„Via
Tolosana“
unser Pilgerweg 2002
von Arles bis nach Puente la Reina
Die
Via Tolosana, von ihr wird gesagt, sie sei ein Pilgerweg mit
Gegenverkehr. Aus Italien kommend
wanderten die Jakobspilger über Arles via Toulouse in
Richtung Col du Somport und dann weiter über den Camino
Francés nach Santiago de Compostela. Zahlreiche „Romieu“
pilgerten in umgekehrter Richtung auf diesem Weg nach Rom zum
Grab des Heiligen Petrus. Wir selbst wählten diesen Weg, weil
wir uns „aus Italien kommend“ fühlten. (Zwei
Sommer lang waren wir als Rompilger unterwegs von Einsiedeln
nach Rom - 2000 und 2001-.)
 Im
Sommer 2002 wanderten kaum Pilger mit uns in gleicher
Richtung, auch Pilgergegenverkehr haben wir nicht erlebt.
Einsam und still war es auf den Wegen. Selbst Tageswanderer
haben wir selten getroffen. Die ersten Jakobspilger sahen wir
am Fuß der Pyrenäen. Sie kamen mit der Bahn nach Oloron,
stiegen um in einen Linienbus (wie es in einigen Pilgerführern
empfohlen wird) und fuhren hinauf zum Col du Somport. Schade,
denn der Anstieg zum Pass ist in jüngster Zeit neu markiert
worden und aus unserer Sicht ist es lohnenswert, zu Fuß über
die Pyrenäen zu gehen.
Wir selbst sind in Arles aus
dem Zug geklettert um unseren diesjährigen Camino unter die
Füße zu nehmen. Wir fanden kein Hotelbett (Kongress und Van
Gogh Ausstellung) und mussten weit außerhalb übernachten. Die
Sehenswürdigkeiten, davon gibt es viele in Arles, die konnten
wir deshalb leider nicht bei einem abendlichen Stadtrundgang
erkunden. Erzsatzweise haben wir gut zu Abend gegessen. Dieses
erste Menü in Frankreich hat eine Reihe von vielen
ausgezeichneten Mahlzeiten eingeläutet. Wie „Gott in
Frankreich“, so haben wir allerorten in geselliger Runde
gespeist. Das gelingt im Süden Frankreichs zur Mittagszeit
(12:30 Uhr – 14:30 Uhr) garantiert fast in jedem Restaurant.
Zum Abendessen füllen sich nur die ausgesprochenen
Spezialitätenrestaurants.
Arles, am frühen Morgen sind
wir im Pilgerschritt durch die Straßen und Gassen geeilt. Nur
ein kleiner Hund begleitete uns ein Stück des Weges.
Spannender wäre gewiss ein abendlicher Rundgang gewesen. Doch
im ersten Morgenlicht präsentierte sich manches Gebäude von
seiner besten Seite. Ein Hobbyfotograf hatte aus diesem Grund
seine Kamera am Amphitheater, heute Arena für Stierkämpfe,
aufgebaut und eilte nach erfolgreicher Auslöserbetätigung
geschäftig weiter zum Van Gogh Museum. Wir querten die
Rhone
und begaben uns in die Schwemmebene der Camargue mit ihren
Reisfeldern, Gestüten, Flachwasserteichen, Kanälen, Baumreihen und
Hecken aus Eichen, Eschen, Ulmen, Akazien, Pappeln und Weiden.
Die Hecken dienen als Windbrecher, was wir am eigenen Leib
spürten. Sie sind aber auch Holzlieferant in dieser waldarmen
Gegend. Die berühmten Camarguepferde sahen wir und auch die
schwarzen Stiere, die für die Stierkampfarenen des Landes
gezüchtet werden.
Saint Gilles, unser erster
Etappenort in diesem Jahr. Eine mittelalterliche Stadt mit
vielen bedeutenden Gebäuden lernten wir kennen. Sehr
beeindruckt hat uns die Basilika Saint Gilles mit ihrer
prächtigen, figurenreichen, romanischen Portalanlage. Leider
konnten wir in St. Gilles alle interessanten Gebäude nur von
außen bestaunen. Das minderte kein bisschen unser Wohlgefühl.
Wir freuten uns, die erste Etappe gut und ohne Beschwerden
gemeistert zu haben.
Vergnügt saßen wir vorm Hotel und
genossen den Abend. Dabei bereiteten wir den vergangenen Tag
nach (Tagebuch führen) und den kommenden Tag vor (Wanderkarten
studieren).
Der GR 653 (in Spanien GR
65.3) folgt dem alten Pilgerweg, der Via Tolosana. Im
Bestreben, Pilger und Wanderer über SCHÖNE Wege zu führen,
haben die Verantwortlichen so manchen Umweg eingeplant. Weil
die Via Tolosana nun aber durch dünn besiedeltes Land führt,
durch Hinterland also, ist auf gekennzeichneten Wegen von sehr
langen, manchmal auch überlangen Tagesetappen auszugehen.
 Wir persönlich bevorzugen
Tagesetappen in einer Länge zwischen 20 und 25 km. Aus diesem
Grund haben wir immer wieder einmal abgekürzt und die
landschaftlich reizvolleren Wanderwege links oder rechts
liegen lassen um als Roadrunner zielstrebiger unterwegs zu
sein. Rompilgern wie uns (es führen keine Wanderwege
nach Rom) macht es nämlich gar nichts aus, Straßen zu nutzen.
Ganz im Gegenteil, häufig genießen wir es regelrecht, auf
geteerten Wegen zu gehen. Der GR 653 ist nämlich nicht nur
schön. Oft ist er holperig und stolperig. Gelegentlich
verläuft er stundenlang über groben Schotter und das
malträtiert Wandererfüße sehr. Kannten wir Blasen bis jetzt
nur vom Hörensagen, so kennen wir sie jetzt aus eigener
Anschauung. Insgesamt haben wir die Via
Tolosana als schön anstrengend und anstrengend schön erlebt.
Von beidem war jeden Tag etwas dabei. Wunderschön war es zum
Beispiel, durch goldenes Hügelland zu gehen. Durch ein Land zu
gehen, dass
von reifem Korn und von Sonnenblumen seine Farbe
hat.
Ja, das war schön. Anstrengend dabei war das ständige Auf
und Ab. Die Steigungen waren nicht atemberaubend, aber kraftraubend ob ihrer Vielzahl. Häufig begann die Müdigkeit im
Kopf. Sie überkam uns, wenn der Berg- und Talbahnweg frei
einsehbar war und bis zum Horizont reichte.
 Schön und anstrengend waren
die Etappen durch die Ausläufer der Cevennen. Durch
Felsentäler sind wir gegangen und über Hochebenen.
Gebirgsbäche haben unseren Weg begleitet. Berge so zwischen
800 und 900 Metern Höhe haben wir überwunden. Mal sind wir
durch Laubwald mit vielen Baumriesen gegangen, dann wieder
durch reinen Fichtenhochwald. Häufig auch durch
Krüppelholzwälder. Flechten und Moose verdunkelten dort den
Weg zusätzlich. Waren dann die Wege noch von Trockenmauern
gesäumt, wirkten sie besonders geheimnisvoll.
Wäre uns ein
Druide entgegengekommen, es hätte uns nicht verwundert, wo es
doch auch noch Menhire zu bewundern gab. Tatsächlich kamen uns
Mountainbiker entgegen. Aus jakobäischer Sicht ist zu
erwähnen, dass zwischen St. Gervais-sur-Mare und Murat-sur-Vebre nicht nur Menhire am Wegesrand zu finden sind, sondern
auch sehr viele neu errichtete Pilgerzeichen. An Gabelungen
und Abzweigungen weisen schwarze Santiagokreuze mit weißer
Muschel Pilgern und Wanderern den Weg.
Dünn besiedelt ist das Land,
durch
welches die Via Tolosana führt. Menschen sind uns kaum
begegnet, obwohl wir fast immer in Sichtweite eines Hauses
unterwegs waren. Häusergesprenkelt ist das weite Land und auf
manchem Hügel steht einsam und allein eine Kirche, umgeben von
Gräbern. Wohl errichtet und genutzt von den im Land verstreut
lebenden Bauern.
Die Via Tolosana durchquert
nicht nur einsame Landstriche, sie berührt auch sehenswerte
Ortschaften. Hier in diesem Kurzbericht möchten wir nur die
größeren Orte aufzählen die da sind: Arles, Montpellier,
Toulouse, Auch, Oloron-Saint-Marie, Jaca und Puente la Reina.
Aber auch in den kleineren Orten, wie St.Gilles, Lodeve,
Lunas, Angles, Revel, Gimont, Morlaas, Lescar, Osse en Aspe,
gibt es interessantes zu sehen. Es gibt liebevoll
eingerichtete Heimatmuseen, Kunstausstellungen, Vorträge und
Konzerte. Das Brauchtum wird allerorten in ganz besonderer
Weise gepflegt.
Die Kirchen und Kathedralen der Orte, sie alle sind imposant
und sehenswert. Mit ein wenig Umsicht konnten wir in allen
größeren Orten eine Messe mitfeiern. Das hat uns ganz
besonders gefreut.
Mit jedem Ort am Weg
verbindet uns eine besondere Erinnerung. In Arles fanden wir
kein Bett, in Montpellier um so schneller. An der dortigen Kathedrale St. Pierre angekommen wurden wir von einem
Geistlichen begrüßt, als hätte er auf uns gewartet. Er lud uns
ein, ihm zu folgen. In der Sakristei
nahm
er ein Siegel zur Hand, stempelte unseren Pilgerausweis, holte
aus einer anderen Schublade zwei Marienmedaillen um sie uns zu
schenken und danach gab er uns die Adresse eines kirchlichen
Gästehauses, welches sich unweit der Kathedrale befindet. Dort
haben wir im „Apostelzimmer“ geschlafen. Sämtliche Namen der
zwölf Apostel waren auf der Zimmertür verzeichnet.
Eine feine Pilgerunterkunft.
 In Toulouse hat uns die
Basilika Saint Sernin besonders beeindruckt. Wie uns, ist es
wohl auch Pilgern des Mittelalters ergangen. Damals eilte die
Nachricht von Mund zu Mund, es gäbe kaum einen heiligeren Ort
am Weg als die Basilika St. Sernin. Einer Legende zufolge
machte Karl der Große der Basilika viele Reliquien, darunter
eine des Heiligen Jakobs sowie anderer Apostel, zum Geschenk. So wurde St. Sernin zu einem wichtigen Ziel für Jakobspilger.
Zweifelsohne gibt es in Toulouse noch viele andere bedeutende
Gebäude. Um sie alle aufzusuchen benötigten Pilger damals wie
heute mehr als einen Tag. Wir hatten keinen Ruhetag eingeplant
und so blieb uns nur eine Stadterkundung im Schnellgang.
Besonders gern haben wir die für Toulouse typischen roten
Backsteinfassaden betrachtet. Die Kathedrale St. Etienne hat
uns verwirrt. Am Hotel Dieu St. Jacques sind wir
vorbeigegangen. Durch so manche enge Gasse sind wir geeilt.
Insgesamt präsentierte sich Toulouse als eine gepflegte,
saubere Stadt.
Die Basilique Sainte-Marie
d´Auch ist von der UNESCO als Weltkulturerbe am Jakobsweg
ausgezeichnet worden. Sie thront auf dem höchsten Punkt der
Altstadt. Der Bau wurde im Jahre 1489 begonnen und zwei
Jahrhunderte später fertig gestellt. Das Chorgestühl der
Basilika
aus Eichenkern ist erwähnenswert. 1500 kunstvoll geschnitzte
Figuren zieren 113 prächtige Chorstühle. Als wir in Auch
weilten, da war es gerade knacke heiß und wir haben den
Stadtbergrundgang im Schweiße unseres Angesichtes gemacht.
Selbst bei einem kühlen Bier wollte die Schweißproduktion
nicht nachlassen. Abends wird übrigens in Frankreich Bier eher
getrunken als Wein.
In Oloron Sainte
Marie konnten wir endlich ein Fest mitfeiern. In den Orten
zuvor und auch danach ist uns das nicht gelungen. Mal war das
ortspezifische Fest gerade vorbei. Mal wurde gerade ein großes
Fest vorbereitet, wie da sind: Kirchweihfeste,
Stierkämpfe
oder Jazzfestivals. In Oloron wurden Internationale Festwochen
begangen und wir waren dabei. Dicht an dicht standen die
Menschen am Straßenrand und bejubelten Folkloregruppen aus
aller Herren Länder. Besonders mit Beifall bedacht wurden die
wild tanzenden afrikanischen Gruppen. Auch die anderen Gruppen
bewegten sich tanzend durch die Straßen und auch sie erhielten
regen Beifall.
Jaca wird vom Peña Oroel
dominiert. Dieser markante Berg ist weithin sichtbar. Die
Altstadt von Jaca liegt auf einem Hügel, den wir am Ende einer
Tagesetappe schnaufend erklommen haben. Blaue Kacheln mit
gelber Strahlenmuschel haben uns in Jaca den Weg gewiesen. Die
Strahlenmuschel führte uns durch die gesamte Altstadt. Sie
wies den Weg zur Kathedrale San Pedro, der ältesten
romanischen Kirche am Pilgerweg und zur Iglesia Santiago. Zur
Pilgerunterkunft führten die gelben Strahlen und die Muschel
war am Weg zu sehen, der aus der Stadt hinaus führt.
Abgesehen vom
spanischen Teil der Via Tolosana sind Pilgerunterkünfte am GR
653 rar. Wir haben meist in guten Mittelklassehotels
geschlafen. Die Zimmer waren sauber und in den Betten fanden
wir erholsamen Schlaf. Abenteuerlich karge Schlafplätze hatten
wir
allerdings
auch. Da gab es einmal ein Steh-Dusch-Klo, das wir hätten mit
vier weiteren Pilgern teilen müssen, sofern die denn da
gewesen wären. Ein anderes Mal lief das Wasser unseres
Zimmerwaschbeckens sofort über das Vordach hinunter auf die
Straße. Morgens wären wir beinahe vom eigenen Zahnputzwasser
geduscht worden. Zweimal wurden uns Zimmer zugewiesen, deren
Sanitäreinrichtungen schon wochenlang keinen Putzlappen mehr
gesehen hatten. In Ermangelung anderer Hotelbetten im Ort
haben wir Putzmittel besorgt und den Dreck entfernt. Die
Nachmieter wird’s gefreut haben. Bis auf die letztgenannten
Zimmer, für die wir so um die 10 € zahlten, schwankte der
Zimmerpreis zwischen 30 € und 45 €. Ein paar Mal mussten wir
mehr löhnen, einige Male auch weniger. Durchweg ist
interessanterweise der Zimmerpreise und der Preis für zwei
Menüs samt Tischwein identisch.
Ganz besonders gern erinnern
wir uns an die Aufenthalte in Benediktinerklöstern. In
Frankreich beherbergten uns die Mönche des Klosters En Calcat
und in Spanien waren wir im Kloster Leyre Ganz unterschiedlich
gestaltete
sich unser Ankommen und die Aufnahme in den
Klöstern. In Frankreich wurden wir als Pilger sofort mit
offenen Armen empfangen. In Spanien war der Empfang anfänglich
sehr kühl, fast ablehnend. Im Verlauf unseres Aufenthaltes
wurden wir dann aber sehr herzlich und freundlich umsorgt. In
beiden Klöstern konnten wir am Leben der Mönche teilhaben. Wir
haben mit ihnen zusammen gebetet und gesungen (mehr zuhörend
als aktiv). Wir haben zur gleichen Zeit wie die Mönche
gegessen und geruht und den Segen des Abtes haben wir genau
wie sie erhalten. Obwohl wir als Pilger im Abschiednehmen gut
geübt sind, der Abschied vom kurzen Mönchsleben ist uns beide
Male recht schwer gefallen.
Das Wetter, es war aus
unserer Sicht sehr gut. Ganz, ganz selten fielen ein paar
Regentropfen. In der Gesamtschau hatten wir nur wenige
Sonnentage an denen es südländisch heiß war. Meist war der
Himmel bewölkt und zum Schwitzen gab’s keinen Grund. Aber wenn
die Sonne mal schien, dann kletterte das Thermometer schnell
in schwindelnde Höhen und wir mussten unterwegs unseren
Wasservorrat auffüllen. Zu Schaffen hat uns der tagelang
tobende Westwind gemacht. Strack blies er uns ins Gesicht und
wenn uns die Sturmböen beutelten, dann dachten wir an unsere
Pilgergeschwister Ann und Ernst, die zur gleichen Zeit mit dem
Fahrrad in Richtung Santiago unterwegs waren. Möge der Wind
sie nicht in den Straßengraben drücken, so beteten wir. Sie
haben dem Wind getrotzt und Santiago wohlbehalten erreicht.
Zum Thema Wasservorrat: Jeden
Morgen der gleiche Kurzdialog. - „Wasserflasche ?“ - „Voll!“ - „Barpausen sind auch heute nicht zu erwarten.“ So ein
Elend, wo doch Milchkaffee perfekter Pilgerantrieb ist, egal
ob es sich um Cafe o le, oder um Cafe con leche handelt. Tiergeschichten gibt’s auch
zu erzählen. Einen kleinen, ausreißerische Stier erwischten
wir beim Futterklau im Straßengraben. Uns bemerkend, sprang er
eiligst zurück auf die umzäunte Weide. Adler und Geier
kreisten über unseren Köpfen und unten am Boden sahen wir die
Rest ihrer Mahlzeiten. Die Canal du Midi-Enten nahmen vor uns
Reißaus. Vor Radfahrern flüchteten sie
seltsamerweise nicht. Viele Feldhasen gab’s in Frankreich und
auch Rotwild konnten wir häufig
beobachten. Mäuse und
Wasserratten haben wir aufgestört und Schnecken haben wir an
manchen Tagen zu tausenden gesehen. Dillschnecken haben wir
sie genannt. Diese Schneckenart überzieht mit Vorliebe
Dillpflanzen, aber auch an Zaunpfählen und
Straßenbegrenzungspfählen sind sie dicht an dicht in
unterschiedlichsten Wachstumsstadien zu finden. Gefährliche Hundebegegnungen hatten wir keine und wenn’s mal brenzlig
wurde,
dann hat uns der Pilgerimponierschritt genutzt.
Aufrecht ist diese Gangart. Wichtig beim Imponierschritt ist
der Pilgerstab. Weit schwingt der Stab bei jedem Schritt neben
dem Körper und mit fester Hand wird er auf dem Boden
aufgesetzt. Übrigens, dieser Pilgerimponierschritt wirkt auch
motorisierten Verkehrsteilnehmern gegenüber. In der Regel
weichen sie einem Stabnutzenden Pilger im großen Bogen aus.
 Zwischen Rhone,
Zentralmassiv, Mittelmeer, Pyrenäen und Atlantik haben wir die
für uns längste Pilgeretappe zurückgelegt. Gut 900 Kilometer
lang ist die Via Tolosana. Sie führte uns durch
unterschiedlichste Landstriche. Begonnen bei der Flachetappe
durch die Camargue bis hin zu den imposanten Bergen der
Pyrenäen. Auf dem Weg durchschritten wir blühendes, aber auch
raues und karges Land. Wir wandert vorbei an Obstbäumen und
Weinstöcken, aber ebenso auch an stachligen, der Trockenheit
trotzenden Gewächsen. Überflutete Reisfelder, flache Kanäle,
breite Flüsse, schnell springende Gebirgsbäche und kleine Seen
sahen wir, wie auch von Menschenhand angelegte Stauseen.
Viel Gastfreundschaft ist uns
begegnet. Wir danken der Frau, die uns zur Rast in ihren
Vorgarten einlud. Wir danken denen, die uns beherbergten und
denen die uns den Weg wiesen. Wir haben denen zu danken, die
uns bedienten und denen, die uns Brot schenkten. Brot, welches
wir in Ermangelung von Einkaufsmöglichkeiten nicht hätten
kaufen können. Unser Dank gilt auch den Menschen, die mit uns
trotzt mangelnder Sprachkenntnisse kommuniziert haben. Ihrer
Zuwendung und Geduld haben wir es zu verdanken, dass wir weder
verhungerten noch verdursteten. Außerdem wurde es uns
dankenswerter Weise überall ermöglicht, die Unterkunft im
Morgengrauen zu verlassen.
Fast 40 Tage und 40 Nächte
waren wir unterwegs. Tränen der Freude haben wir im Anblick
von Eunate geweint. In der kleinen Kirche haben wir ein
Jubellied angestimmt. Im vollkommenen romanischen Kirchenraum
klangen unsere ungeschulten
Stimmen so stark wie die Stimmen
der Mönche in En Calcat und Leyre.
Dankbar und froh waren wir,
als wir nach einer überlangen Tagesetappe unser diesjähriges
Etappenziel Puente la Reina erreichten. Mit uns weilten
unzählige Pilger im Ort. Wir drängten uns nicht zwischen sie
und mieden die übervollen Pilgerunterkünfte. Sie, die meist
jungen Pilger, sie befanden sich am Anfang ihres Weges.
Hoffnungsvoll und Erwartungsfroh eilten sie durch die Straßen
des Ortes. Wir hatten im Gegensatz zu ihnen Abschied vom
Camino zu feiern. Wir feierten unseren Abschied in der
Santiago Kirche von Puenta la Reina.

Unser Pilgerweg vom 7.Juli
bis 13. August 2002 - Thekla
† & Aloys |
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