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Die Stadt Tours ist
Ausgangspunkt dieser Hauptroute eines Jakobsweges. Wie für die Gläubigen des
Mittelalters üblich, begannen sie ihren mühsamen Weg stets an einer bedeutenden
Kathedrale. Kaum verwunderlich, dass Tours mit den Reliquien des Heiligen Martin
namensgebend wurde. Die Strecke verlief über Étampes, Orléans, Blois, Tours,
Châtellerault, Poitiers, St. Jean d' Angély, Saintes,
Blaye, Pons,
Bordeaux, Dax, Sorde, St. Palais, Ostabat, St. Jean-Pied-de-Port zum Kloster
Roncervalles
in Aquitanien teilweise entlang der alten Römerstraße Trajan. Auf diesem
geschichtsträchtigen Jakobsweg war der Mönch Aimery nach Compostela gepilgert,
worüber er später so trefflich zu berichten wußte. Er vermerkte in seinem
Pilgerführer, schlimm werde es nach dem Halt in Bordeaux, wo sumpfige
Landschaften, riesige Stechmücken und Räuber die Pilger plagten. Zuvor hatte der
Mönch jedoch das Bordelais wegen des Fischreichtumes und des exzellenten Weines
gerühmt, lediglich die Sprache der Menschen sei rau. Den heutigen Pilger werden
kaum die Mücken plagen, wurden doch die Sumpfgebiete trockengelegt und in
fruchtbare Felder und Weingärten verwandelt. Der Wein ist nach wie vor exzellent
zu nennen, doch wird längst nicht mehr überall das ebenso deftige wie reiche
Gascognisch gesprochen. Diee Variante der alten Kultursprache Okzitanisch mußte
wie fast überall im Südwesten Frankreichs dem Französisch Platz machen.
Blaye
Ab dem 14. Jh. verkündeten weithin sichtbare Mauern einer Augustinerabtei den
Pilgern die Ankunft in Blaye. Zum damaligen Zeitpunkt war der Ort bereits seit
über vierhundert Jahren aufgrund der Rolandsage berühmt. Es heißt, der Held sei
in der Krypta an der Seite des Heiligen Romain, dem Gründer der Kirche,
begraben. Bekräftigt wurde diese Aussage 1526 von einem Geschichtsschreiber des
Königs, der den Sarkophag öffnen ließ, um die Überreste Rolands zu bewundern.
Diese Sage und die Verehrung des Heiligen Romain ließ Pilger und andere Gläubige
zur Basilika von Blaye strömen, zum Wohlergehen der Stadt. Ein Hospiz suchte ab
dem 12. Jh. die Pilgerströme aufzunehmen. Diese Unterkunft ist verschwunden und
von der Abteikrypta sind nur noch Überreste an der Festungsmauer der Zitadelle
auszumachen. Eine Empfehlung des mittelalterlichen Pilgerführers lautete, der
Jakobspilger möge den Heiligen Romain um Schutz bitten, bevor er sich an Bord
eines Bootes auf den Weg nach Bordeaux begebe. Den Menschen der damaligen Zeit
flößte das Wasser große Ängste ein. Weniger Bemittelte pilgerten angstfrei zu
Fuß auf einer malerischen Route entlang der Gironde. Die strategisch günstige
Lage Blayes sorgte schon in der Antike für die Befestigung des Ortes. Dem
römischen Castrum folgte eine Burg iim Mittelalter, im 17. Jh. ließ Vauban eine
Zitadelle erbauen, ein Meisterwerk der Militärarchitektur. Heutige Pilger
überqueren mit einer modernen Fähre den breiten Mündungsstrom, um die
Weinlandschaft des Medoc mit den berühmten Weingütern auf der anderen Uferseite
zu erreichen. Entlang der Kalkfelsen von Blaye gedeihen nicht minder bekannte
Weine, die Côtes de Blaye.
Bordeaux
Nach ihrer Ankunft in Bordeaux durchschritten
die frommen Pilger das Portal der "Pellerins", die Pilgerpforte, durchliefen die
Rue Saint Jacques, um im Hospiz Saint James (der englische Name für Jakob)
Aufnahme zu suchen. Die im 12. Jh. gegründete Unterkunft gehörte bis ins 17. Jh.
zu den besuchtesten Etappen der Jakobspilger, doch ist von diesen Gebäuden
nichts mehr erhalten. Ebenso bedeutend für die Pilgerbewegung war die Basilika
Saint Michel, die anstelle einer karolingischen Kapelle im 15. Jh. im Stil der
Flammengotik errichtet wurde. In der Seitenkapelle Saint Jacques aus dem Jahre
1632 befindet sich eine anrührende Jakobsfigur mit nackten Füßen, sowie der
Grabstein eines Jakobspilgers. Auch die Abtei Sainte Croix, deren Fundamente in
die Merowingerzeit zurückgehen, war Anziehungspunkt der Pilger. Den hier
verehrten Reliquien des Heiligen Mommolain wurden ab dem 10. Jh. zahlreiche
Wunder zugeschrieben. Eine kürzliche Restaurierung brachte die ganze Pracht des
Portals wieder zum Vorschein. Um die Basilika Saint Seurin ranken sich viele
Legenden, eine davon besagt, Karl der Große habe hier das elfenbeinerne
Rolandshorn niedergelegt. Zahlreiche Grabsteine sind mit dem Zeichen der Muschel
und dem Wanderstab geziert. In der, mehrmals veränderten merowingischen Krypta
ist ein reich geschmückter Sarkophag zu bewundern, sowie drei Kapitelle aus der
galloromanischen Zeit. Am Südportal der Basilika ist eine Darstellung des
Heiligen Jakobus aus dem 16. Jh. zu sehen. Hohe Gäste, die im gegenüberliegenden
Palast des Erzbischofs logierten, durften die Kathedrale Saint Andre durch das
Königsportal betreten. Der Sakralbau, ein Kleinod der Gotik, ist romanischen
Ursprungs. Eine sehenswerte Darstellung des Jakobus als Pilger und Skulpturen
aus dem 13. Jh. ziehen Kunstinteressierte heute in diese Kathedrale, in der 1137
Aliénor
d'Aquitaine den späteren König Louis VII. heiratete. Die Tochter des mächtigen
Herzogs von Aquitanien und gleichzeitig seine Erbin sollte in der Geschichte
Frankreichs noch eine tragende Rolle spielen. Nach ihrer zweiten Eheschließung
mit Henri de Plantagenet, der kurz darauf König von England wurde, begannen
goldene Zeiten für die Hafenstadt durch lebhaften Weinhandel mit der britischen
Insel. Noch heute erinnert ein Leopard auf der Turmspitze des Stadttores "La
Grosse Cloche" in der Rue Saint James an die Macht Englands, die den Bürgern im
14. Jh. zahlreiche Privilegien zugestand. Prächtige Bürgerhäuser, deren
unterschiedlicher Stil vom Wohlstand im Laufe der Jahrhunderte zeugt, säumen
zahlreiche Straßen in Bordeaux.
La Sauve Majeure
Die Benediktinerabtei La Sauve Majeure bildete eine bekannte Etappe des
Jakobsweges, war aber auch Sammlungsort der Kreuzfahrer, die ins Heilige Land
zogen. Dank einer Landgabe des Herzogs wurde sie im Jahre 1079 von dem Mönch
Gerard inmitten eines ausgedehnten Waldes gegründet. Zahlreiche Pilger ließen
hier ihren Wanderstab segnen, hinterlegten ihr Testament oder gaben Wertvolles
zur Aufbewahrung, bevor sie weiter gen Santiago zogen. Die heutigen Ruinen
erlauben noch die feingeschwungenen Bögen und die reiche Kunst der Romanik zu
bewundern, besonders die schönen Kapitelle in der zerstörten Apsis. Ein
Medaillon aus dem 13. Jh. zeigt Jakobus mit dem Schwert durch das er enthauptet
wurde. In der Gemeindekirche Saint‑Pierre des Ortes La Sauve Majeure sind
Wandmalereien aus dem gleichen Jahrhundert mit Darstellungen von Pilgern zu
sehen. Mitten im Weingebiet Entre Deux Mers, wo heute vorzügliche Weißweine
gedeihen, erinnern diese Ruinen an die hohe Zeit der Pilgerbewegung.
Moustey
Dieses Dorf liegt etwas abseits des großen
Jakobsweges und hat erstaunlicherweise gleich zwei Kirchen aus dem 13. bis 15.
Jh. vorzuweisen. Die heutige Gemeindekirche Saint Martin ist im Stil der
Flammengotik erbaut. Ein 1872 zerstörtes Hospital nahm einst Jakobspilger auf
und die erhaltene dazugehörige Kirche Notre Dame beherbergt heute ein Museum für
religiöse Kunst und Volksglauben. Gezeigt wird eine interessante Ausstellung
über geheiligte Steine, heilende Brunnen, etc. Moustey liegt am Zusammenfluß der
Petite und Grande Leyre, die mit ihren Mäandern inmitten von Pinienwäldern eine
reizvolle Auenlandschaft bilden. Früher war dieses Sumpfgebiet nur mit Stelzen
zu beschreiten, Trockenlegungen im 19. Jh. veränderten das Gebiet durchgreifend.
Sorde I'Abbaye
Aimery Picoud warnte in seinem Führer vor
dieser Teilstrecke. Er .wetterte gegen die "wilden" Basken, die raubten, Pilger
genauso ausnähmen wie die Fährleute, und die nur auf dem Schlachtfeld zu
gebrauchen seien. Reisetipps verwiesen auf zu hohe Fährpreise und gaben den Rat,
das Pferd am Zügel hinter dem Boot zu führen, um ein Kentern zu verhindern. Es
ist kaum verwunderlich, dass im Bereich des Zusammenflusses von Gave d'Oloron
und Gave de Pau eine Abtei entstand, die sich um den Schutz der Pilger kümmerte.
Sorde I`Abbaye wurde im 10. Jh. errichtet und unterhielt in der Nähe ein Hospiz
bis ins 18. Jh. Die Abteikirche von Sorde hat ein großartiges romanisches
Portal, bemerkenswerte Kapitelle und sehenswerte Mosaiken im Chor. Einige
Klosterbauten wurden während der Religionskriege niedergebrannt, doch ist der
gedrungene Kirchenbau selbst gut erhalten. Spaziergänger am Ufer des vor den
Mauern dahinströmenden Gave können heute leicht die Angst der Pilger ermessen,
wenn der Fluß Hochwasser führte, besonders nach der Schneeschmelze in den
Pyrenäen. Die einst reichlich vorkommenden Lachse trugen zur Verpflegung von
Mönchen und Pilgern bei.
Dieser Text ist
aus der Broschüre "Jakobswege in Südwestfrankreich" entnommen. Herausgeber ist
das Comité Régional du Tourisme d'Aquitaine.
Pilgerinformationen:
Birgit Götzmann ist im Mai 2005 auf der Via Turonensis von
Tours nach Bordeaux gewandert. Ihre Erfahrungen sind zusammen gefasst in
folgender *.pdf - Datei.
Informationen
von Tours nach Bordeaux als *.pdf - Datei
Der Pilgerweg von Paris nach Roncesvalles
Etappen |
Orte entlang des Pilgerweges |
km
|
Service |
0 |
PARIS (tour Saint-Jacques) |
0 |
M H T |
3 |
PARIS (la Tombe-Issoire) |
3 |
|
17 |
Longjumeau |
20 |
M T |
6 |
Montlhéry |
26 |
M T |
7 |
Arpajon |
33 |
M T |
11 |
Etréchy |
44 |
M |
6 |
Étampes |
50 |
M T |
19 |
Angerville |
69 |
|
14 |
Toury |
83 |
M |
14 |
Arthenay |
97 |
|
20 |
ORLÉANS |
117 |
M H T |
16 |
Cléry |
133 |
M |
25 |
Saint-Dyé |
158 |
M |
4 |
Montlivault |
162 |
M |
11 |
BLOIS |
173 |
M H T |
17 |
Chaumont-sur-Loire |
190 |
M |
17 |
Amboise |
207 |
M |
13 |
Montlouis |
220 |
|
12 |
TOURS |
232 |
M H R T |
13 |
Montbazon |
245 |
M H T |
22 |
Sainte-Maure-de-Touraine |
267 |
H |
10 |
La Celle |
277 |
|
6 |
Les Ormes |
283 |
H T |
12 |
Ingrandes |
295 |
|
7 |
CHATELLERAULT |
302 |
M H R T |
14 |
La Tricherie |
316 |
|
20 |
POITIERS |
336 |
M H R T |
26 |
Lusignan |
362 |
M H |
31 |
Melle |
393 |
M |
28 |
AULNAY |
421 |
M H |
18 |
Saint-Jean-d'Angély |
439 |
M H T |
26 |
SAINTES |
465 |
M H T |
21 |
Pons |
486 |
M |
23 |
Mirambeau |
509 |
H |
30 |
Blaye |
539 |
M H |
38 |
BORDEAUX |
577 |
M H T |
32 |
Le Barp |
609 |
|
15 |
Belin |
624 |
|
22 |
Liposthey |
646 |
|
12 |
Labouheyre |
658 |
H |
23 |
Onesse |
681 |
|
13 |
Lesperon |
694 |
M H |
12 |
Taller |
706 |
M |
18 |
Saint-Paul-les-Dax |
724 |
M H |
2 |
DAX |
726 |
M H R T |
15 |
Pouillon |
741 |
|
9 |
Sordes |
750 |
M R |
15 |
Viellenave |
765 |
M |
17 |
Saint-Palais |
782 |
R |
11 |
Ostabat |
793 |
|
16 |
Saint-Jean-le-Vieux |
809 |
|
5 |
SAINT-JEAN-PIED-de-PORT |
814 |
M H R T |
25 |
col de Bentarte |
839 |
|
2 |
RONCESVALLES |
841 |
M R |
M :
Sehenswürdigkeiten - H : Hotel - R : Gîte - T : Bahnhof |
Alle Pilger, die schon einmal
durch Frankreich in Richtung Santiago de Compostela gepilgert (per Fuß, Rad, Pferd oder Esel)
sind, können sich
melden, und uns ihre Erfahrungen mitteilen. Oder aber wichtige Tipps, Hinweise
und Ratschläge geben, für diejenigen die sich auf den Weg machen wollen
- DANKE -.


Thekla Schrange †
Aloys Schaefer
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