     |
Letzter Update: am
14.12.2022
|
 |
Pilgerweg ........
die
Via de la Plata
Geschichte der Via de la
Plata
"Via de la Plata" würde wörtlich übersetzt
"Silberstraße" heißen und man könnte glauben, der Name stamme daher, daß die
Römer im Norden der Iberischen Halbinsel wertvolle Metalle abbauten und über
diese wichtige Nord-Süd-Verbindung nach Sevilla brachten, wo sie verschifft
wurden. Tatsächlich wurden im Norden Metalle abgebaut, u. a. Gold, aber eben
kein Silber. Außerdem hatten die Straßen in der Römerzeit keine einheitlichen
Namen, sondern die einzelnen Abschnitte trugen verschiedene Nummern.
Obwohl die Via de la Plata aus der Römerzeit stammt, ist die Herkunft dieses
Namens offensichtlich nicht römischen Ursprungs, denn die Mauren, die ab 711 von
Afrika kommend die Iberische Halbinsel unterwarfen, bedienten sich natürlich der
alten Römerstraßen und nannten diese, die uns hier beschäftigt, "Bal'latta" was
"breiter gepflasterter Weg" bedeutet. "Plata" ist also eine Vulgarisierung des
arabischen Namens, der die Bezeichnung "Via" vorangestellt ist, was auf den
römischen Ursprung hinweist.
Allerdings ist diese Nord-Süd-Verbindung noch viel älter, und die Römer bauten
nur Wege aus, die schon vor ihnen benutzt wurden. In vorrömischer Zeit waren es
zunächst die steinzeitlichen Jäger, die auf diesen Wegen dem jahreszeitlichen
Wildwechsel folgten, und später die ersten Hirten, die ihre Herden von den
Sommerweiden der nordkastilischen Hochebene ins Winterquartier der
tiefergelegenen Extremadura führten und umgekehrt, eine Tradition, die noch
heute fortlebt.
Als die Phönizier im ersten vorchristlichen Jahrtausend die Ost- und Südküste
der Iberischen Halbinsel kolonisierten und u. a. Cádiz (phönizisch Gadir)
gründeten, wurde der alte Weg der Jäger und Hirten außerdem zum Handelsweg,
besonders für den Transport der Gold- und Zinnfunde aus dem Gebiet der heutigen
Provinz León nach Süden.
Als die Römer im 2. Jh.v.Chr. begannen, die Iberische Halbinsel zu erobern,
bauten sie die alte Nord-Süd-Verbindung aus, indem sie den Weg verbreiterten und
pflasterten und Städte anlegten wie - von Süden nach Norden - Hispalis (heute
Sevilla), Italica (Santiponce), Emerita Augusta (Merida), Helmantica
(Salamanca), Asturica Augusta (Astorga) u. v. m. Das römische Straßennetz hatte
militärische Bedeutung - über unsere Via de la Plata marschierten die römischen
Soldaten der Kriege gegen Asturier und Kantabrier - und diente als Vermittler
für Handel und Kultur, war also mitentscheidend für die frühe und ziemlich
umfassende Romanisierung der Iberischen Halbinsel. Im 1. nachchristlichen
Jahrhundert war der Weg von Sevilla nach Astorga vollständig gepflastert, trug
aber, wie oben bereits erwähnt, keinen einheitlichen Namen.
Der Mozarabische Jakobsweg
Als Anfang des 9. Jh. das Grab des Apostels
Santiago entdeckt wurde und seit dem 10. Jh. die Pilgerfahrten nach Compostela
einsetzten, machten sich natürlich auch die Christen, die in den vom Islam
beherrschten Gebieten des Südens der Iberischen Halbinsel lebten, die
sogenannten Mozaraber, auf den Weg und bedienten sich u. a. der Via de la Plata,
die damit zu einem bedeutenden Jakobsweg wurde. Somit wurde die Via de la Plata
auch als "Mozarabischer Jakobsweg" bekannt.
Als Mozarabischer Jakobsweg gilt aber eigentlich der Weg von Granada über
Córdoba nach Merida führt, dort auf die Via de la Plata stößt und auf ihr weiter
nach Santiago führt. Nördlich von Zamora bei Granja de Moreruela teilt sich dann
der Jakobsweg, und die Pilger haben die Alternative, entweder von der Via de la
Plata abzuzweigen und nordwestlich über Ourense nach Santiago zu ziehen oder
weiter nördlich nach Astorga zu gehen, wo der Hauptweg nach Santiago, der sog.
"Camino Frances" erreicht wird, auf dem es westlich nach Compostela geht.
Bei der Via de la Plata handelt es sich im engeren Sinne um die alte Römerstraße
von Sevilla über Mérida nach Astorga. Da der Name "Via de la Plata" jedoch
äußerst werbewirksam ist, wird heute auch der Weg so bezeichnet, der bei Granja
de Moreruela von der eigentlichen Via de la Plata abzweigt und über Ourense nach
Santiago de Compostela führt. Der Weg von Sevilla nach Astorga wird mit "Via de
la Plata" bezeichnet und den Weg von Granja de Moreruela über Ourense nach
Santiago als "Mozarabischer Weg".
Häufig wird die Bezeichnung "Ruta" de la Plata verwendet, wogegen grundsätzlich
nichts einzuwenden ist, aber es handelt sich dabei um eine modernere
Bezeichnung, die aus dem Französischen stammt. Den Namen "Via" de la Plata
ziehen wir vor, weil damit der Bezug zum römischen Ursprung deutlicher wird, ein
Ursprung, der trotz aller anderen Einflüsse doch prägend ist, nicht zuletzt
wegen der Vielzahl römischer Reste.
Die Via de la Plata heute
Bis ins 18.Jh. blieb die Via de la Plata eine
wichtige Nord-Süd-Verbindung, aber mit der Neuordnung der spanischen Landstraßen
unter König Philipp V, die dem zentralistischen System der von Madrid
ausgehenden Sternstraßen den Vorzug gab, wurde die Via de la Plata zweitrangig.
Sicher ist dieser Tatsache zu verdanken, daß viele Abschnitte der alten
Römerstraße erhalten werden konnten.
Heutzutage sind jedoch auch die peripheren Verkehrswege wieder bedeutsam, und da
es sich um die natürliche Nord-Süd-Verbindung im Westen Spaniens handelt, ist
nur zu verständlich, daß zuerst die Nationalstraße N-630 und heute auch die
Autobahn, die den Beinamen "Via de la Plata" erhält, dem gleichen
Streckenverlauf folgen wie einst die Römerstraße. So ist es unvermeidlich, daß
die Präsenz dieser vielbefahrenen Straßen gelegentlich die Ruhe der Wanderer
bzw. Pilger unterbricht. Die gemeinsame Aktion der Regionalregierungen und der
Jakobusvereine, die den Weg seit 1991 mit gelben Pfeilen versehen haben, ist
jedoch darauf ausgerichtet, die Pilger möglichst von den großen Straßen
fernzuhalten.
Schließlich ist die Via de la Plata nicht nur eine archäologische Fundgrube,
sondern auch ein Naturparadies. Obwohl die Vegetation heutzutage nicht mehr der
entspricht, die die Römer einst vorfanden, handelt es sich dennoch um eine hier
entstandende ursprüngliche Flora, die in einer sehr dünn besiedelten Landschaft
den verschiedensten Tierarten Unterschlupf bietet.
Die Pilgerschaft auf der Via de la Plata ist also einerseits ein einzigartiges
Naturerlebnis und andererseits eine Reise zurück zu den Ursprüngen der
europäischen Zivilisation, besonders in den Regionen Extremadura und Kastilien,
wobei neben vielen archäologischen Resten am Weg insbesondere die Städte Mérida,
Cáceres, Salamanca und Zamora sehenswert sind, sowie natürlich die Ausgangs- und
Endpunkte Sevilla und Santiago, wohl die faszinierendsten Städte Spaniens
überhaupt.
Der Pilgerweg ist zwar mit gelben Pfeilen markiert, in Andalusien, Extremadura
sowie Kastilien auch mit Meilensteinen und in Galicien mit den typischen
Kilometersteinen der Jakobswege, aber die Infrastruktur für Jakobspilger in
Bezug auf Unterkünfte läßt stark zu wünschen übrig. In Galicien, um mit dem Ende
zu beginnen, finden sich, wie auf allen Jakobswegen, in regelmäßigen Abständen
gute und teilweise auch immer noch kostenlose Pilgerherbergen, die aber teils
erst Ende 2003, pünktlich zum Heiligen Jahr 2004, fertiggestellt worden sind. In
Extremadura führte das Projekt der touristischen Erschließung der Via de la
Plata zur unregelmäßigen Anlage von touristischen Herbergen, deren Preise stark
variieren und trotz der Ermäßigungen für Jakobspilger ziemlich teuer sein
können. In Andalusien und Kastilien ist die Anlage von Herbergen dagegen ganz
die Folge privater Initiativen der Ortschaften, der Kirche oder von
Privatpersonen.
Angesichts dieser teils ungünstigen Unterkunftssituation variiert die
Etappenlänge teilweise sehr, und es gibt sogar den einen oder anderen Fall, wo
eine sinnvolle Tagesetappe unmöglich wird und auf öffentliche Verkehrsmittel
zurückgegriffen werden oder draußen geschlafen werden muß.
Unser
Jakobusfreund Raimund Joos
entschied sich
im Sommer 2004 drei Monate in der Herberge in Salamanca freiwillig als
Hospitalero (Herbergsvater) zu arbeiten, wo auch die
Idee für seine Seiten entstanden. Auf seinen
Seiten findet der Pilger die diesen Weg pilgern möchten, alle wichtigen
Informationen: Hier seine Adresse:
http://www.via-de-la-plata.de/
Unser Jakobusfreund
Ulrich Sahl ist die Via de la Plata von Sevilla bis nach Santiago de Compostela
gepilgert. All seine Erlebnisse, so wie einiges an Hintergrundwissen hat er
zusammen gefasst auf einer eigenen Internetseite. Für alle die diesen Pilgerweg
gehen möchten ein unbedingtes muss, denn sie ist sehr hilfreich bei der eigenen
Vorbereitung. Hier die Adresse:
http://www.ruta-de-la-plata.de
Aktuelle Informationen über die Via de la Plata finden Sie unter folgender Adresse:
http://www.godesalco.com/maps/plata
Hinweis: Wer im
April in Sevilla starten möchte, sollte auch folgenden Hinweis beachten:
Die Festlichkeiten der feria Sevilla und das semana santa Fest lassen die
Hotelpreise zu dieser Zeit regelrecht explodieren, ebenso sind die Hotels sehr
gut gebucht.
|