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Geschichte
des Weges
Der französische
Küstenweg ist hierzulande noch relativ unbekannt. Auf vielen Landkartenarten
mit Jakobuswegen ist er nicht eingezeichnet. Er führt von Soulac-sur-Mer etwa
375 Kilometer entlang der französischen Atlantikküste über Hourtin, Lacanau und
Biganos, bis man in Bayonne bzw. Hendaye ans vorläufige Etappenziel gelangt.
In Frankreich heißt der Weg auch Voie du littoral (Küstenweg) oder Voie de
Soulac (Foto oben). „Jakobsweg der Engländer” wird er auch genannt, weil viele
Engländer diesen Weg pilgerten und mit dem Boot in Soulac an der Mündung der
Gironde anlandeten. In Soulac trafen sie dann auf Pilger, die aus der Bretagne
oder der Normandie kamen, welche die Wegvariante an der Küste bevorzugten
statt auf der Via Touronensis
(Paris–Orleans–Tours–Bordeaux–St. Jean-Pied-de-Port) zu pilgern. In Hendaye angekommen,
hat man die Möglichkeit, die Pyrenäen zu umgehen, um auf der spanischen Seite
die Via del Norte weiterzugehen oder über
Pamplona auf die Via Frances einzuschwenken. Oder man kann bereits ab
Bayonne auf dem Voie de la Nive nach Saint-Jean Pied-de-Port weiter pilgern.
Pilgerführer gibt
es einen einzigen auf Englisch -
HIER - mit etwas trüben Schwarz/Weiß-Fotos aus
dem Jahr 2010 von Judith Smith, herausgegeben von der Confraternity of Saint
James in London.
Ebenso gibt es für die gesamte Strecke Wanderkarten im
Maßstab 1:25.000. Hier die komplette Kartenauflistung:
carte ign 1433 ot
carte
ign 1434 ot
carte ign 1336 et
carte ign 1337 et
carte ign 1339 et
carte ign 1340 et
carte ign 1341 et
carte ign 1343 ot
carte ign 1344 ot
carte ign 1245 ot
Zum bestellen die Kartenbezeichnung auf Google eingeben!!
Auf dieser Page:
http://www.compostelle33.online.fr/page-4.htm ist der gesamte Pilgerweg
Etappenweise aufgelistet (Kartenersatz)
Der Weg
heute
Der Weg heute ist durchgängig beschildert. Die europäische
Beschilderung (wegweisende gelbe
Strahlenmuschel auf blauem Grund) ist oft nicht an Bäumen und Häusern
angebracht wie bei uns, sondern man hat eigens dafür Holzpfosten eingeschlagen
oder Schilder aufgestellt. Diese Holzpfosten besitzen je nach Departement (Gironde,
Landes und Pyrenees-Atlantiques) eine blaue, gelbe oder grüne Kappe. Die
Beschilderung ist kaum älter als zwei Jahre und lässt fast
keinen Wunsch offen. Der Weg ist nahezu ohne
Steigungen und führt oft kilometerlang geradeaus durch Pinien- und
Eichenwälder, in denen man keiner Menschenseele begegnet. Gehandicapte
Pilger, die Steigungen vermeiden möchten, sind auf diesem Weg bestens
unterwegs. Im nördlichen Teil verlaufen Fuß- und Radpilgerweg fast parallel, ab Le Teich trennen sich
die Wege und der Fußweg verläuft im Landesinneren.
Die Infrastruktur für Pilger ist relativ
gering ausgeprägt. Es gibt auf dem Weg nur
eine einzige Pilgerherberge in St. Paul-en-Born. Im Sommer findet man
jedoch unzählige Campingplätze und Hotels. An Kulturdenkmalen hat der Weg aber
nicht so sehr viel zu bieten.

Soulac
Der Ausgangspunkt Soulac sur Mer verdankte
seine Popularität einer Legende um die Heilige Veronika, die eine verwirrende
Ähnlichkeit mit der Jakobslegende zeigt. Im Jahre 50 n.Chr. habe die Anhängerin
Jesus mit den Gefährten Martial und Zachée
in einem Boot bei Soulac angelegt, um die Bevölkerung zu christianisieren. Von
einer im 11. Jh. an ihrem Grab erbauten Abtei ist heute nur noch die Basilika
Notre Dame de la Fin des Terres erhalten. Die Apsis mit den geschmückten
Kapitellen gilt als ein Kleinod der Romanik. Im 15. Jh. langsam dem Sand zum
Opfer fallend, konnte der Bau durch eine sorgfältige Restaurierung ab dem 19 Jh.
gerettet werden. Jeden Sommer wird vor der gedrungenen Fassade von Notre Dame de
la Fin des Terres mit einem Ton- und Lichtspiel an 800 Jahre Geschichte
erinnert. Soulac ist heute ein beliebter Badeort. Schöne Villen mit
Holzverkleidungen erinnern an das 19. Jh..
Lacanau
Unzählige Jakobspilger hatten die Kapelle
Sanctus Vincentius von Lacanau besucht, bevor diese in den Fluten versank.
Letztendlich wurde die Kirche im Jahre 1765 erneut im Dorf aufgebaut. Eine
sehenswerte Statue des Heiligen Jakobs aus dem 18. Jh. verweist auf die
Pilgerbewegung. Von Lacanau aus hatten die Pilger einst die Möglichkeit, den Weg
über Le Porge und Andernos zu wählen, oder die Variante über Saumos oder Le
Temple. In diesen beiden Orten wachte der Templerorden über die Pilger. Rund um
Lacanau führen schöne Forstwege durch ausgedehnte Pinienwälder und an der Küste
erstrecken sich die längsten Strände Frankreichs. Vom Leuchtturm am Cup Ferret
bietet sich ein großartiger Ausblick auf das Becken von Arcachon mit seinen
Austernbänken und die Düne von Pilat, die höchste Europas.
Biganos
Einst ebenfalls eine wichtige Etappe des Küstenweges, denn im Hospiz der
nahegelegenen Priorei von Comprian aus dem Jahre 1085 fanden nicht nur Pilger,
sondern auch Seeleute Schutz und Unterkunft. Das nach der Französischen
Revolution verkaufte Gebäude wurde lange Zeit für landwirtschaftliche Zwecke
benutzt und verfiel schließlich. Heute ist nur noch eine Ruine zu sehen. Das
Taufbecken der Kirche von Biganos stammt noch aus der alten Priorei, einige
romanische und gotische Skulpturen sind im Museum von Arcachon ausgestellt. In
dem winzigen Hafen von Port des Tuiles dümpeln bunte Barken der Fischer. Hier
erstreckt sich das Delta der Leyre mit einer interessanten Fauna und Flora.
Le Teich
Wie viele der Jakobspilger mögen sich im Mittelalter am Brunnen Saint Jean de
Lamothe erfrischt haben? Seit unzähligen Zeiten sprudelt das Nass an einer
Kreuzung ehemaliger Römerstraßen. Stammt auch die in einem neomittelalterlichen
Stil erbaute Kirche St. Andre von Le Teich aus dem gerade vergangenen
Jahrhundert, so lohnt dort eine schöne Statue des Jakobus aus dem 17. Jh. einen
Abstecher. Die wohl älteste Jakobsfigur auf französischem Boden findet sich
dagegen im weiter südlich gelegenen Mimizan, diese polychrome Statue stammt aus
dem 12. Jh. Eine Skulptur des Apostels am Kirchenportal zeugt ebenfalls vom
Strom der Pilger. Im Vogelschutzgebiet von Le Teich am Bassin d'Arcachon haben
mehr als 300 Arten ein Refugium gefunden.
Bayonne
Flussüberquerungen stellten damals die größten Gefahren dar. Beim Überschreiten
einer Furt wurden die Pilger am anderen Ufer oft von Räubern erwartet, Fährleute
betrogen sie um ihre Habe. So war der Bau der, Brücke St. Esprit über den Adour
im Jahre 1125 eine große Erleichterung für alle Pilger auf dem Weg nach
Santiago. In der Folge des nun besonders starken Besucherstromes
erbaute der Hospitalierorden die Stiftskirche St. Esprit am Ende der Brücke.
Sehenswert ist in dieser, im 15. Jh. veränderten Kirche, das schöne Gewölbe mit
Sternen und einer Darstellung der Flucht aus Ägypten. Nach der Brücke erreichten
die Pilger die Stadt Bayonne, wo das Haus Nr. 43 in der Rue Maubec mit dem
Zeichen der Muschel noch an das ehemalige Hospitalier‑Hospiz erinnert. In der
Kathedrale Sainte Marie deutet eine Jakobsstatue aus dem 13. Jh. auf die
damalige Bedeutung der Stadt. Dieser bemerkenswerte Sakralbau wurde an der
Stelle einer romanischen Kirche ab dem 13. Jh. erbaut. Er ist ein seltenes
Beispiel einer Kathedrale des Midi, die den gotischen Stil des Nordens vorweist.
Der danebenliegende Kreuzgang war einst der größte in ganz Frankreich, von den
ursprünglichen Galerien ist nur noch ein Teil erhalten. Ab Mitte 17. Jh. war
Bayonne ein wichtiger Hafen für die Einfuhr von Mais und Schokolade. Beim Bummel
durch die hübsche Altstadt mit Patrizierhäusern und Fachwerkbauten verlocken die
"Chocolatiers", die handwerklichen Schokoladenhersteller.
Saint Jean de Luz
Vor der Überwindung der Pyrenäen war dies der letzte größere Ort am Jakobsweg.
Im Rathaus erinnert eine Jakobusstatue aus dem 17. Jh. an die Pilgerbewegung.
Glasfenster aus dem 19. Jh. in der Kirche St. Jean zeigen Jakobus als Pilger und
Soldat mit dem Schwert. Saint Jean de Luz mit seinem malerischen Hafen ist heute
ein beliebter Badeort. In den Altstadtgassen reihen sich schöne Fachwerkhäuser
im baskischen Stil und das "Maison de I'Infante" am Hafen verweist auf den
Aufenthalt der spanischen Infantin am 8. Mai 1660. Nach dem Vollzug ihrer
Trauung mit König Louis XIV wurde die Tür, durch die das Paar die Kirche Saint
Jean Baptiste verließ, für alle Zeiten zugemauert. Beeindruckend sind im Inneren
die drei Holzgalerien und ein vergoldeter Altar, der als einer der schönsten des
Baskenlandes gilt.
Irun
Irún und Hondarribia liegen nur knapp 3 km voneinander entfernt. Beide Städte
befinden sich vor der französischen Stadt Hendaia, von der sie durch den Fluss
Bidasoa getrennt sind. Irún vermittelt den Eindruck einer neuen Stadt, doch man
kann dort auch bedeutende Zeugnisse aus der Vergangenheit entdecken. Eines davon
ist die Kirche Santa María del Juncal aus dem 16. Jh. Sie besitzt eine
Barockfassade und beherbergt ein romanisches Bildnis der Heiligen Jungfrau, nach
der sie auch benannt wurde. Ein weiterer monumentaler Bau ist das barocke
Rathaus gegenüber der San-Juan-Harri-Säule. Letztere stellt ein Denkmal an die
Unabhängigkeit der Stadt dar. In der Nähe der Plaza de Urdanibia befindet sich
die Wallfahrtskapelle Santa Elena, welche über einer römischen Nekropole und
einem römischen Tempel errichtet wurde. Auch das Museum der Wallfahrtskapelle
Ama Xantalen ist einen Besuch wert.
Dieser Text ist
teilweise aus der Broschüre "Jakobswege in Südwestfrankreich" entnommen. Herausgeber ist
das Comit Régional du
Tourisme d'Aquitaine.
Weiter Links zum Pilgerweg:
http://www.compostelle33.online.fr/page-4.htm
https://sites.google.com/site/compostelle3302/home/sites-jacquaires-traverses
https://fr.wikipedia.org/wiki/Voie_de_Soulac
http://www.chemin-compostelle.info/france/chemin-des-anglais-pelerinage-compostelle.php
http://www.saint-jacques-aquitaine.com/voie_littorale.php
http://www.xacobeo.fr/ZE1.11.Aqu.Lit.htm
http://www.compostelle-landes.org/index.php?p=littoral&lng=fr

Alle Pilger, die schon einmal
durch Frankreich in Richtung Santiago de Compostela gepilgert (per Fuß, Rad, Pferd oder Esel)
sind, können sich
melden, und uns ihre Erfahrungen mitteilen. Oder aber wichtige Tipps, Hinweise
und Ratschläge geben, für diejenigen die sich auf den Weg machen wollen
- DANKE -.


Thekla Schrange †
Aloys Schaefer
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