Der Küstenweg - auch Weg der Engländer genannt
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Pilgerwege durch Frankreich
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Geschichte des Weges
Der französische Küstenweg ist hierzulande noch relativ unbekannt. Auf vielen Landkartenarten mit Jakobuswegen ist er nicht eingezeichnet. Er führt von Soulac-sur-Mer etwa 375 Kilometer entlang der französischen Atlantikküste über Hourtin, Lacanau und Biganos, bis man in Bayonne bzw. Hendaye ans vorläufige Etappenziel gelangt. In Frankreich heißt der Weg auch Voie du littoral (Küstenweg) oder Voie de Soulac (Foto oben). „Jakobsweg der Engländer” wird er auch genannt, weil viele Engländer diesen Weg pilgerten und mit dem Boot in Soulac an der Mündung der Gironde anlandeten. In Soulac trafen sie dann auf Pilger, die aus der Bretagne oder der Normandie kamen, welche die Wegvariante an der Küste bevorzugten statt auf der Via Touronensis (Paris–Orleans–Tours–Bordeaux–St. Jean-Pied-de-Port) zu pilgern. In Hendaye angekommen, hat man die Möglichkeit, die Pyrenäen zu umgehen, um auf der spanischen Seite die Via del Norte weiterzugehen oder über Pamplona auf die Via Frances einzuschwenken. Oder man kann bereits ab Bayonne auf dem Voie de la Nive nach Saint-Jean Pied-de-Port weiter pilgern.
Pilgerführer gibt es einen einzigen auf Englisch - HIER - mit etwas trüben Schwarz/Weiß-Fotos aus dem Jahr 2010 von Judith Smith, herausgegeben von der Confraternity of Saint James in London.
Ebenso gibt es für die gesamte Strecke Wanderkarten im Maßstab 1:25.000. Hier die komplette Kartenauflistung:
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Zum bestellen die Kartenbezeichnung auf Google eingeben!!
Auf dieser Page:
http://www.compostelle33.online.fr/page-4.htm ist der gesamte Pilgerweg Etappenweise aufgelistet (Kartenersatz)

Der Weg heute
Der Weg heute ist durchgängig beschildert. Die europäische Beschilderung (wegweisende gelbe Strahlenmuschel auf blauem Grund) ist oft nicht an Bäumen und Häusern angebracht wie bei uns, sondern man hat eigens dafür Holzpfosten eingeschlagen oder Schilder aufgestellt. Diese Holzpfosten besitzen je nach Departement (Gironde, Landes und Pyrenees-Atlantiques) eine blaue, gelbe oder grüne Kappe. Die Beschilderung ist kaum älter als zwei Jahre und lässt fast keinen Wunsch offen. Der Weg ist nahezu ohne Steigungen und führt oft kilometerlang geradeaus durch Pinien- und Eichenwälder, in denen man keiner Menschenseele begegnet. Gehandicapte Pilger, die Steigungen vermeiden möchten, sind auf diesem Weg bestens unterwegs. Im nördlichen Teil verlaufen Fuß- und Radpilgerweg fast parallel, ab Le Teich trennen sich die Wege und der Fußweg verläuft im Landesinneren. Die Infrastruktur für Pilger ist relativ gering ausgeprägt. Es gibt auf dem Weg nur eine einzige Pilgerherberge in St. Paul-en-Born. Im Sommer findet man jedoch unzählige Campingplätze und Hotels. An Kulturdenkmalen hat der Weg aber nicht so sehr viel zu bieten.



Soulac

Der Ausgangspunkt Soulac sur Mer verdankte seine Popularität einer Legende um die Heilige Veronika, die eine verwirrende Ähnlichkeit mit der Jakobslegende zeigt. Im Jahre 50 n.Chr. habe die Anhängerin Jesus mit den Gefährten Martial und Zachée in einem Boot bei Soulac angelegt, um die Bevölkerung zu christianisieren. Von einer im 11. Jh. an ihrem Grab erbauten Abtei ist heute nur noch die Basilika Notre Dame de la Fin des Terres erhalten. Die Apsis mit den geschmückten Kapitellen gilt als ein Kleinod der Romanik. Im 15. Jh. langsam dem Sand zum Opfer fallend, konnte der Bau durch eine sorgfältige Restaurierung ab dem 19 Jh. gerettet werden. Jeden Sommer wird vor der gedrungenen Fassade von Notre Dame de la Fin des Terres mit einem Ton- und Lichtspiel an 800 Jahre Geschichte erinnert. Soulac ist heute ein beliebter Badeort. Schöne Villen mit Holzverkleidungen erinnern an das 19. Jh..

Lacanau

Unzählige Jakobspilger hatten die Kapelle Sanctus Vincentius von Lacanau besucht, bevor diese in den Fluten versank. Letztendlich wurde die Kirche im Jahre 1765 erneut im Dorf aufgebaut. Eine sehenswerte Statue des Heiligen Jakobs aus dem 18. Jh. verweist auf die Pilgerbewegung. Von Lacanau aus hatten die Pilger einst die Möglichkeit, den Weg über Le Porge und Andernos zu wählen, oder die Variante über Saumos oder Le Temple. In diesen beiden Orten wachte der Templerorden über die Pilger. Rund um Lacanau führen schöne Forstwege durch ausgedehnte Pinienwälder und an der Küste erstrecken sich die längsten Strände Frankreichs. Vom Leuchtturm am Cup Ferret bietet sich ein großartiger Ausblick auf das Becken von Arcachon mit seinen Austernbänken und die Düne von Pilat, die höchste Europas.

Biganos

Einst ebenfalls eine wichtige Etappe des Küstenweges, denn im Hospiz der nahegelegenen Priorei von Comprian aus dem Jahre 1085 fanden nicht nur Pilger, sondern auch Seeleute Schutz und Unterkunft. Das nach der Französischen Revolution verkaufte Gebäude wurde lange Zeit für landwirtschaftliche Zwecke benutzt und verfiel schließlich. Heute ist nur noch eine Ruine zu sehen. Das Taufbecken der Kirche von Biganos stammt noch aus der alten Priorei, einige romanische und gotische Skulpturen sind im Museum von Arcachon ausgestellt. In dem winzigen Hafen von Port des Tuiles dümpeln bunte Barken der Fischer. Hier erstreckt sich das Delta der Leyre mit einer interessanten Fauna und Flora.

Le Teich

Wie viele der Jakobspilger mögen sich im Mittelalter am Brunnen Saint Jean de Lamothe erfrischt haben? Seit unzähligen Zeiten sprudelt das Nass an einer Kreuzung ehemaliger Römerstraßen. Stammt auch die in einem neomittelalterlichen Stil erbaute Kirche St. Andre von Le Teich aus dem gerade vergangenen Jahrhundert, so lohnt dort eine schöne Statue des Jakobus aus dem 17. Jh. einen Abstecher. Die wohl älteste Jakobsfigur auf französischem Boden findet sich dagegen im weiter südlich gelegenen Mimizan, diese polychrome Statue stammt aus dem 12. Jh. Eine Skulptur des Apostels am Kirchenportal zeugt ebenfalls vom Strom der Pilger. Im Vogelschutzgebiet von Le Teich am Bassin d'Arcachon haben mehr als 300 Arten ein Refugium gefunden.

Bayonne

Flussüberquerungen stellten damals die größten Gefahren dar. Beim Überschreiten einer Furt wurden die Pilger am anderen Ufer oft von Räubern erwartet, Fährleute betrogen sie um ihre Habe. So war der Bau der, Brücke St. Esprit über den Adour im Jahre 1125 eine große Erleichterung für alle Pilger auf dem Weg nach Santiago. In der Folge des nun besonders starken Besucherstromes erbaute der Hospitalierorden die Stiftskirche St. Esprit am Ende der Brücke. Sehenswert ist in dieser, im 15. Jh. veränderten Kirche, das schöne Gewölbe mit Sternen und einer Darstellung der Flucht aus Ägypten. Nach der Brücke erreichten die Pilger die Stadt Bayonne, wo das Haus Nr. 43 in der Rue Maubec mit dem Zeichen der Muschel noch an das ehemalige Hospitalier‑Hospiz erinnert. In der Kathedrale Sainte Marie deutet eine Jakobsstatue aus dem 13. Jh. auf die damalige  Bedeutung der Stadt. Dieser bemerkenswerte Sakralbau wurde an der Stelle einer romanischen Kirche ab dem 13. Jh. erbaut. Er ist ein seltenes Beispiel einer Kathedrale des Midi, die den gotischen Stil des Nordens vorweist. Der danebenliegende Kreuzgang war einst der größte in ganz Frankreich, von den ursprünglichen Galerien ist nur noch ein Teil erhalten. Ab Mitte 17. Jh. war Bayonne ein wichtiger Hafen für die Einfuhr von Mais und Schokolade. Beim Bummel durch die hübsche Altstadt mit Patrizierhäusern und Fachwerkbauten verlocken die "Chocolatiers", die handwerklichen Schokoladenhersteller.

Saint Jean de Luz

Vor der Überwindung der Pyrenäen war dies der letzte größere Ort am Jakobsweg. Im Rathaus erinnert eine Jakobusstatue aus dem 17. Jh. an die Pilgerbewegung. Glasfenster aus dem 19. Jh. in der Kirche St. Jean zeigen Jakobus als Pilger und Soldat mit dem Schwert. Saint Jean de Luz mit seinem malerischen Hafen ist heute ein beliebter Badeort. In den Altstadtgassen reihen sich schöne Fachwerkhäuser im baskischen Stil und das "Maison de I'Infante" am Hafen verweist auf den Aufenthalt der spanischen Infantin am 8. Mai 1660. Nach dem Vollzug ihrer Trauung mit König Louis XIV wurde die Tür, durch die das Paar die Kirche Saint Jean Baptiste verließ, für alle Zeiten zugemauert. Beeindruckend sind im Inneren die drei Holzgalerien und ein vergoldeter Altar, der als einer der schönsten des Baskenlandes gilt.

Irun

Irún und Hondarribia liegen nur knapp 3 km voneinander entfernt. Beide Städte befinden sich vor der französischen Stadt Hendaia, von der sie durch den Fluss Bidasoa getrennt sind. Irún vermittelt den Eindruck einer neuen Stadt, doch man kann dort auch bedeutende Zeugnisse aus der Vergangenheit entdecken. Eines davon ist die Kirche Santa María del Juncal aus dem 16. Jh. Sie besitzt eine Barockfassade und beherbergt ein romanisches Bildnis der Heiligen Jungfrau, nach der sie auch benannt wurde. Ein weiterer monumentaler Bau ist das barocke Rathaus gegenüber der San-Juan-Harri-Säule. Letztere stellt ein Denkmal an die Unabhängigkeit der Stadt dar. In der Nähe der Plaza de Urdanibia befindet sich die Wallfahrtskapelle Santa Elena, welche über einer römischen Nekropole und einem römischen Tempel errichtet wurde. Auch das Museum der Wallfahrtskapelle Ama Xantalen ist einen Besuch wert.

Dieser Text ist teilweise aus der Broschüre "Jakobswege in Südwestfrankreich" entnommen. Herausgeber ist das Comit Régional du Tourisme d'Aquitaine.

Weiter Links zum Pilgerweg:
http://www.compostelle33.online.fr/page-4.htm
https://sites.google.com/site/compostelle3302/home/sites-jacquaires-traverses
https://fr.wikipedia.org/wiki/Voie_de_Soulac
http://www.chemin-compostelle.info/france/chemin-des-anglais-pelerinage-compostelle.php
http://www.saint-jacques-aquitaine.com/voie_littorale.php
http://www.xacobeo.fr/ZE1.11.Aqu.Lit.htm
http://www.compostelle-landes.org/index.php?p=littoral&lng=fr


Alle Pilger, die schon einmal durch Frankreich in Richtung Santiago de Compostela gepilgert  (per Fuß, Rad, Pferd oder Esel) sind, können sich melden, und uns ihre Erfahrungen mitteilen. Oder aber wichtige Tipps, Hinweise und Ratschläge geben, für diejenigen die sich auf den Weg machen wollen  -  DANKE  -.


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Updated: 14. Dezember 2022  -  9:15 Uhr

 
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